Was unterscheidet Hunger von Appetit?
Warum habe ich bloß ständig Hunger? Diese Frage haben sich schon viele Menschen gestellt. Wenn die Portion nicht ausreichend war oder sättigende Komponenten fehlten, kann es gut sein, dass sich der Hunger nach dem Essen schnell wieder meldet. Oftmals ist es jedoch der Appetit, der uns erneut zum Kühlschrank lotst.
Hunger ist etwas, das wir von Geburt an besitzen – eine natürliche Funktion, die das Überleben sichert. Das physiologische Verlangen nach Essen sorgt dafür, dass wir dem Körper Nahrung liefern, wenn er sie benötigt.
Hunger entsteht im Gehirn
Benötigt der Körper Energie und Nährstoffe, werden Hungersignale an das Gehirn gesendet. Im Zwischenhirn (Hypothalamus) kommen alle Meldungen, die den Energiezustand und die Nährstoffversorgung des Körpers betreffen, zusammen. Das Hormon Ghrelin etwa, das im Magen gebildet wird, signalisiert dem Gehirn, wenn es Zeit ist zu essen. Messungen zeigen: Vor einer Mahlzeit ist der Ghrelin-Spiegel höher als nach dem Essen. Studien konnten zudem nachweisen, dass Schlafmangel den Ghrelin-Wert ansteigen lässt. So kommt es dazu, dass wir nach einer Nacht mit wenig Schlaf oftmals mehr essen als sonst.
Doch nicht nur Nährstoffmangel, sondern auch ein bestimmter Geruch oder Geschmack können Hunger auslösen – Hunger ist daher ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen, externen Signalen und unserem Gehirn.
Körpersignale für Hunger
Im Gegensatz zum Appetit, bei dem wir das Verlangen nach etwas Bestimmten haben, geht es uns beim Hunger vielmehr darum, überhaupt etwas essen zu wollen.
Diese Signale weisen auf Hunger hin
- Gefühl von „Loch im Bauch“
- Magengrummeln bis hin zu Bauchschmerzen
- Konzentration sinkt
- Leistungsfähigkeit sinkt
- frieren
- leichte Reizbarkeit, schlechte Laune
Zusammengefasst: Hunger signalisiert, dass der Körper Energie und Nährstoffe braucht. So sichert er unser Überleben. Hunger ist nicht nur im Bauch spürbar, sondern auch durch einen Abfall der Leistungsfähigkeit und der Stimmung.
Appetit: Unterschied zu Hunger
Auch nach einer großen Pizza im Restaurant, ist oft noch „Platz“ für ein kleines Dessert. Würde es neben dem Hunger keinen Appetit geben, dann würde kaum jemand Nachtisch bestellen.
Appetit ist lustvolles Verlangen
Der Appetit kann auch unabhängig vom Hunger existieren. Er zeichnet sich durch die Lust auf etwas Bestimmtes aus. Da unser Geschmackssinn die Vielfalt mag, ist es nach einer deftigen Mahlzeit, in der Regel die Lust auf etwas Süßes. Auch, wenn wir diese selbst noch gar nicht entdeckt haben, ist sie schnell geweckt. Bei der Frage „Darf es noch ein Dessert sein?“ spüren wir oft das plötzliche Verlangen nach Eis, Mousse au Chocolat oder Kuchen.
Appetit durch Sinnesreize
Der Grund: Appetit wird durch die Gedanken, das heißt die Vorstellung von etwas Bestimmtem, angeregt. Auch die Gewohnheit spielt hier eine Rolle. Während manche Menschen die Dessert-Frage bewusst überdenken, beantworten sie andere gewohnheitsgemäß mit „Ja“ – unabhängig vom Appetit. Auch die unbewusste Erlaubnis von außen, kann dazu beitragen, dass wir zugreifen: Wenn mir schon jemand ein Dessert anbietet, warum sollte ich dann ablehnen?
Appetit ist wichtig – wenn wir Hunger haben, entscheidet er darüber, was auf den Teller kommt. Neben dem Gedanken an Essen, entsteht Appetit vor allem durch die Sinne: Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen, Sehen. Bei dem Geruch von Kuchen, dem Geräusch einer raschelnden Chipstüte, dem Anblick von Schokolade in der TV-Werbung, dem Geschmack von Süßem auf der Zunge oder dem Gefühl von cremigem Joghurt, bekommen wir Lust zu essen beziehungsweise weiter zu essen.
Verbote fördern Appetit
Wichtig: Nur aus Appetit zuzugreifen, ist in hin und wieder Ordnung. Wird der Appetit ständig unterdrückt, kann sich das nach einiger Zeit in Heißhunger und Essattacken äußern. Zudem fördern Verbote den Appetit. Geht man jedoch im Alltag jedem kleinen Gefühl von Appetit nach, werden auf Dauer vermutlich mehr Kalorien zu sich genommen, als der Körper benötigt. Das heißt: Das Gewicht steigt.
Unterschiede: Hunger und Appetit
Hunger | Appetit |
Körperliches Bedürfnis | emotionales Bedürfnis |
entsteht im Bauch | entsteht im Kopf |
sichert Überleben | sichert nicht Überleben |
nicht lebensmittelspezifisch | lebensmittelspezifisch |
Zusammengefasst: Appetit entscheidet bei Hunger, was wir essen. Er entsteht aber auch unabhängig vom Hunger, etwa durch Geruch und den Anblick von Essen.
Hunger und Appetit unterscheiden lernen
Zwischen Hunger und Appetit zu unterscheiden, kann man üben. Der Schlüssel dazu ist Achtsamkeit. Man sollte achtsam sein und zuhören, was der Körper einem mitteilt. Folgenden Fragen, vor und während des Essens, können dabei helfen.
Vor dem Essen:
- Spüre ich ein Hungergefühl? (Habe ich einen „leeren Bauch“? Fühle ich mich energielos, unkonzentriert?)
- Wann habe ich das letzte Mal gegessen? Ist es realistisch, dass ich Hunger habe?
- Ist es vielleicht nur die Lust auf etwas, ohne dass ich ein Hungergefühl verspüre?
Wenn ich „echten“ Hunger identifiziert habe:
- Was gibt mir Energie? Was nährt mich? Was würde mir guttun?
- Worauf habe ich Appetit?
- Was unterstützt mein Abnehmvorhaben?
Während des Essens:
- Spüre ich bereits ein Gefühl von Sättigung? Fühlt mein Magen sich schon gefüllt an?
- Spüre ich noch ein Hungergefühl?
- Esse ich nur noch, weil es so gut schmeckt?
- Ist es möglich, für einen Augenblick das Besteck abzulegen und zu beobachten, ob ich noch Hunger habe?
Zusammengefasst: Wenn die Körpersignale beobachtet und gleichzeitig hinterfragt werden, lernt man immer mehr, wie unterschiedlich sich Hunger und Appetit anfühlen.
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