Binge-Eating-Syndrom

Bei dem sogenannten Binge-Eating-Syndrom handelt es sich um eine ernstzunehmende psychische Erkrankung. Wiederkehrende Essattacken mit regelmäßigem Kontrollverlust deuten auf das Binge-Eating-Syndrom hin. Dieses ist nicht zu verwechseln mit dem klassischen Heißhunger, den die meisten Menschen kennen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Binge-Eating?

Bei einem Anfall von Binge-Eating verschlingen Betroffene oft – teilweise über mehrere Stunden – wahllos große Mengen von Lebensmitteln, als wären sie fremdgesteuert. Die Essanfälle sind verbunden mit negativen Gefühlen, wie Scham und Ekel. Die Betroffenen fühlen sich häufig elend und schuldig, aufgrund ihrer Essanfälle, weshalb sie diese versuchen geheim zu halten. 

Der englische Begriff Binge-Eating (engl. binge = Gelage) steht für exzessives, übermäßiges Essen. Mittlerweile steht fest: Das Binge-Eating-Syndrom führt auf Dauer nicht nur zu Übergewicht, sondern ist eine ernst zu nehmende psychische Störung, die behandelt werden muss.

Psychisch bedingte Essstörung

Wichtig ist, zu verstehen, dass die Essanfälle nichts mit Maßlosigkeit oder Gier zu tun haben. Ebenso wenig ist das unkontrollierte Essen durch Disziplin und Willenskraft in den Griff zu bekommen. Das Binge-Eating-Syndrom ist eine anerkannte Diagnose, die den psychisch bedingten Essstörungen zugeordnet wird. Betroffene nutzen hier das Essen vor allem um Emotionen zu kompensieren und innere Leere zu “füllen”. Im Jahr 1994 wurde das Binge-Eating erstmals als eigenständiges Krankheitsbild beschrieben.

Das Night-Eating-Syndrom wird als eine Form der Binge-Eating-Störung diskutiert. Dabei handelt es sich um ein noch sehr unerforschtes Krankheitsbild, bei dem Patient:innen nicht ein- oder durchschlafen können, bevor sie etwas gegessen haben.

Ursachen und Risikofaktoren von Binge-Eating

Da diese Art der Essstörung noch nicht so weitreichend erforscht ist, wie etwa die bekannte Anorexie (Magersucht) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht), gibt es hier noch keine verlässlichen Aussagen darüber, wie viele Menschen in Deutschland darunter leiden. Laut einer US-amerikanischen Studie trifft die Binge-Eating-Störung in den USA fünf Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens.

Bei der Entstehung der Erkrankung kommen meistens mehrere Faktoren zusammen. Vor allem zählen dazu:

  • eine Anfälligkeit für die Entstehung psychischer Erkrankungen, z.B. durch eine familiäre Vorgeschichte, ein niedriges Selbstwertgefühl, Missbrauch, kritische Lebensereignisse
  • riskantes Essverhalten und Essstörungen in der Familie
  • Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bis hin zu Selbsthass
  • ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI), bzw. Übergewicht
  • häufiges Diäthalten
  • vorangegangene Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie

Bei den einzelnen Essanfällen innerhalb der Störung wiederum spielen Stress und belastende Emotionen eine große Rolle.

Zusammengefasst: Die Binge-Eating-Störung ist eine Essstörung, bei der Patient:innen unkontrolliert große Mengen an Essen verschlingen.

Unterschied Binge-Eating und Heißhunger

Die Binge-Eating-Störung unterscheidet sich von Heißhunger-Attacken und gelegentlichem Überessen. Bei der Störung spielen zum Beispiel immer Gefühle von Scham und Schuld eine große Rolle.

Das zentrale Merkmal der Binge-Eating-Störung sind die regelmäßig auftretenden Essanfälle. Die Störung ist dabei jedoch von dem bekannten Heißhunger, bei dem aus einem starken Hungergefühl über den Kühlschrank hergefallen wird, abzugrenzen. Auch das Essen aus reinem Appetit, zum Beispiel von Süßem, oder das klassische „Überessen“, bei dem über den Hunger hinaus und mehr gegessen wird als guttut, sind von der Binge-Eating-Störung zu unterscheiden.

Lies hier mehr über den Unterschied von Hunger und Appetit.

Kontrollverlust und zwanghaftes Verhalten

Die Unterscheidung zwischen den oben beschriebenen kleineren „normalen“ Essanfällen und den Essanfällen, die bei einer Binge-Eating-Störung auftreten, ist oftmals gar nicht so leicht. Ein wichtiges Kriterium für die Störung ist der Kontrollverlust. Viele Betroffene erleben das Essen bei einem Binge-Eating-Essanfall als Zwang. Sie wollen eigentlich nicht essen, können jedoch nicht mehr aufhören. Manche haben sogar das Gefühl, sie müssen weiter essen und beschreiben das übermäßige Essen als eine Strafe, die sie sich selbst auferlegen. Sie erleben die Situation nicht bewusst, sondern stehen neben sich und handeln wie im Autopilot. Anschließend werden Sie von Ekel, Scham- und Schuldgefühlen geplagt.

Diagnose-Kriterien Binge-Eating-Syndrom

Nach dem aktuellen Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-V) müssen für die Diagnose Binge-Eating folgende Kriterien zutreffen:

  • Wiederholte Episoden von Essanfällen.
  • Die Episoden von Essanfällen treten gemeinsam mit mindestens drei der folgenden Symptome auf:
    • Wesentlich schneller essen als normal
    • Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl
    • Essen großer Nahrungsmengen, wenn man sich körperlich nicht hungrig fühlt
    • Alleine essen aus Verlegenheit über die Menge, die man verzehrt
    • Ekelgefühle gegenüber sich selbst, Deprimiertheit oder große Schuldgefühle nach dem übermäßigen Essen
  • Es besteht ein deutlicher Leidensdruck aufgrund der Essanfälle.
  • Die Essanfälle treten im Durchschnitt an mindestens einem Tag pro Woche für drei Monate auf oder mindestens an zwei Tagen pro Woche für sechs Monate.
  • Die Essanfälle gehen nicht mit dem regelmäßigen Einsatz von unangemessenen kompensatorischen Verhaltensweisen einher (z. B. absichtliches Erbrechen, Fasten oder exzessive körperliche Betätigung).

Zusammengefasst: Die Binge-Eating-Störung ist nicht zu verwechseln mit Heißhunger-Attacken und gelegentlichem Überessen. Beim Binge-Eating haben Patient:innen immer auch mit Scham und Schuldgefühlen zu kämpfen.

Folgen des Binge-Eating-Syndroms

Häufig entwickeln die Betroffenen Übergewicht oder Adipositas. Das bedeutete jedoch nicht, dass Adipositas auch immer auf ein Binge-Eating-Syndrom hinweist – auch Menschen mit Normalgewicht können unter dieser Krankheit leiden. Kommt es aufgrund der Binge-Eating-Störung zu einer starken Gewichtszunahme, kann dies das Risiko für Folgererkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. 

Aufgrund des starken Schamgefühls kommt es bei den Patient:innen häufig zur sozialen Isolation. Außerdem sind die Betroffenen oft von psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder Angstzustände betroffen. Diese können die Essstörung verstärken bzw. kann die Esstörung bestehende psychische Erkrankungen verschlimmern. Aufgrund der übermäßig großen Mengen an Lebensmitteln, die bei den Essanfällen gegessen werden, kann die Krankheit auch eine finanzielle Belastung darstellen. 

Behandlung einer Binge-Eating-Störung

Wird das Binge-Eating-Syndrom frühzeitig behandelt, können die Symptome verbessert bzw. die Krankheit sogar geheilt werden. Da es sich bei der Binge-Eating-Störung um eine psychische Erkrankung handelt, sollte diese auch psychotherapeutisch behandelt werden. In einer Therapie wird versucht, die Auslöser der Essanfälle zu ergründen und dessen Auftreten zu verhindern. Ziel ist es langfristig, ein gesundes Verhältnis zu Lebensmitteln und ein regelmäßiges Essverhalten aufzubauen. 

Die Art der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.  Das bedeutet, die Therapie kann: 

  • ambulant in einer Praxis
  • in einer Tagesklinik oder 
  • stationär in speziellen Kliniken erfolgen. 

Da das Risiko besteht, dass es zu einem Rückfall kommt, sollte auch eine langfristige, therapeutische Nachsorge stattfinden. Mehr Informationen zu möglichen Behandlungsmöglichkeiten findest du hier.

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