Night-Eating-Syndrom: Nächtliches Essen

Du kannst nachts nicht einschlafen, ohne vorher noch etwas zu essen? Du isst jede Nacht größere Mengen? Dann leidest du vielleicht am Night-Eating-Syndrom. Hier liest du mehr über die nächtlichen Essgelüste und was du dagegen tun kannst.
Mann mit Schlafbrille beißt in ein Sandwich

Was ist das Night-Eating-Syndrom (NES)?

Schätzungsweise 1-2 % der Bevölkerung leiden unter dem sogenannten Night-Eating-Syndrom (NES). Betroffene schlafen abends nicht ein oder finden nachts nicht in den Schlaf zurück, ohne zuvor etwas gegessen zu haben. Dabei greifen sie häufig zu kohlenhydratreicher Nahrung. Regelmäßiges, nächtliches Aufsuchen des Kühlschranks sowie Ein- und Durchschlafprobleme sind die typischen Symptome des NES. [1]

Das NES ist verhältnismäßig unerforscht und derzeit nicht als eigenständige Erkrankung anerkannt. Es wird diskutiert, ob es sich dabei um eine psychische Erkrankung, eine Schlafstörung oder um eine Variante des Binge-Eating-Syndroms handelt. Möglicherweise ist die Erkrankung so wenig erforscht und bekannt, da sie schambesetzt ist und von Betroffenen häufig verschwiegen wird. [1]

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Definition Night-Eating-Syndrom

Da das NES wenig erforscht ist, wurde es noch nicht als eigenständige Erkrankung ins Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen ICD-10 aufgenommen. Erstmals wurde es bereits 1955 wie folgt definiert:

1. Aufnahme von mindestens 25 % der täglichen Kalorienmenge nach dem Abendessen

2. Schlaflosigkeit in mindestens der Hälfte der Zeit bis mindestens Mitternacht

3. Appetitlosigkeit am Morgen [2]

Im Laufe der Zeit gab es immer wieder Anpassungen und Ergänzungen der Kriterien. Forscher:innen sind sich aber einig: Das NES geht häufig mit Übergewicht oder Adipositas einher. Inwiefern Gewicht und das NES genau zusammenhängen, ist jedoch ungeklärt.

Abgrenzung zu anderen Erkrankungen

Neben dem NES gibt es Krankheiten, die eine ähnliche Erscheinungsform haben. Dazu zählen die „Sleep Related Eating Disorder” (SRED), die gerade für Schlafforscher:innen interessant ist, und das nächtliche Essen (nächtliches Erwachen mit Nahrungsaufnahme) aus dem Bereich der Psychosomatik [3]. Alle drei lassen sich nur schwer voneinander abgrenzen [4].

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Folgen vom nächtlichen Essen

Aufgrund des häufigen nächtlichen Aufwachens und der nächtlichen Essattacken geht das NES mit gestörtem Schlaf, Müdigkeit und Reizbarkeit am Tag einher. Das führt zu großem Leid und Problemen mit der Alltagsbewältigung.

Die kalorienreichen nächtlichen Mahlzeiten begünstigen zudem Übergewicht, was den Leidensdruck weiter verstärken kann. Auch Depression, Sucht- und Angststörungen können begleitend auftreten. Betroffene berichten, sich für die nächtlichen Essattacken zu schämen, sich süchtig zu fühlen und unter dem Gefühl zu leiden, die Kontrolle zu verlieren. [6]

Ursachen des Night-Eating-Syndroms

Die Ursachen des NES sind unklar. Eine Rolle bei der Entstehung spielen vermutlich unsere Gene und Veränderungen im Hormonhaushalt. Die Vermutung der Vererbbarkeit liegt nahe, da das Syndrom familiär gehäuft auftritt.

Wissenschaftler:innen erwägen zudem, dass Auffälligkeiten bei den Hormonen, die unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuern, bedeutsam sind. Das führt zu Schwierigkeiten beim Einschlafen und vermehrtem Aufwachen in der Nacht. Zudem gibt es Hinweise, dass Hormone, die unser Sättigungsgefühl bestimmen, einen Einfluss haben. Dazu gehört z. B. Ghrelin, das wesentlich bestimmt, ob wir uns hungrig oder satt fühlen. Menschen mit NES weisen nachts einen erhöhten Ghrelin-Spiegel auf. Das könnte die nächtlichen Hungerattacken erklären. [5

Weitere Ursachen – z. B. auf psychischer Ebene – werden erwogen. Hier ist weitere Forschung nötig.

Therapie des Night-Eating-Syndroms

Ziele der Therapie sind weniger abendliche und nächtliche Heißhungerattacken und ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus. Folgende Therapieansätze gibt es:

Medikamentöse Therapie

Bestimmte Antidepressiva können helfen, die häufig mit der Erkrankung einhergehende Depression einzudämmen und besser einzuschlafen. Epilepsie-Medikamente, sogenannte Antiepileptika, reduzieren gesteigerten Appetit. [4]

Psychotherapie

In einer kognitiven Verhaltenstherapie erarbeiten Betroffene unter therapeutischer Anleitung, wie die Erkrankung entstanden ist, warum sie nicht von allein wieder weggeht und wie sie am besten mit den Symptomen umgehen. Oft hilft das Führen eines Gefühls- und Ernährungstagebuchs. Patient:innen lernen, sich selbst zu beobachten und das eigene Verhalten besser zu verstehen. Im nächsten Schritt geht es darum, neue, hilfreiche Verhaltensweisen zu entwickeln und in den Alltag einzubinden. 

Wichtig ist, eine neue Essstruktur zu etablieren: Drei regelmäßige und ausgewogene Mahlzeiten über den Tag verteilt helfen, nächtlicher Unterzuckerung vorzubeugen. Nachts sollten Maßnahmen, die den Zugang zur Nahrung erschweren (z. B. die Küche oder den Kühlschrank abschließen und den Schlüssel außer Reichweite aufbewahren), eingesetzt werden, um Essattacken zu unterbinden. Dabei ist eine gute Zusammenarbeit mit den übrigen Haushaltsangehörigen von Bedeutung. Hilfreich ist auch eine Flasche Wasser am Bett. [7]

Außerdem lernen Patient:innen, über ihre Essattacken zu sprechen und Hilfe anzunehmen. Das mindert das Schamgefühl und ermöglicht einen neuen Zugang zum Problem. Weitere Themen sind der Umgang mit Grübeln und Sorgen, Ängsten oder Leistungsdruck. Ein achtsamer Umgang mit sich selbst und Selbstakzeptanz werden gefördert. [6]

Weitere Therapieansätze

Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Lichttherapie und Ernährungsberatung können hilfreich sein. [1, 5]

Es ist wichtig, Begleiterscheinungen und Folgen des NES mitzubehandeln. Gewichtszunahme, ein verringertes Selbstwertgefühl oder Depression verstärken den Leidensdruck weiter und können das NES aufrechterhalten.

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Was nachts essen ohne zuzunehmen?

Hast du den Verdacht, am NES zu leiden, empfehlen wir, mit deinen Ärzt:innen darüber zu sprechen. Neigst du dazu, spät abends oder nachts zu essen und hast Angst zuzunehmen, probiere die folgenden Tipps aus. 

Um nächtlichen Hungerattacken und Schlafstörungen entgegenzuwirken, nimm tagsüber ausgewogene Mahlzeiten und ausreichend Energie zu dir. Vermeide am Abend einfache Kohlenhydrate, die z. B. in Weißmehlprodukten, Süßigkeiten, Fast Food und Limonaden enthalten sind. Denn sie führen nicht nur zu einem schnellen Blutzuckeranstieg, sondern auch -abfall: Heißhunger ist die Folge. Außerdem stört die damit verbundene Insulinausschüttung den Schlaf und den Fettabbau. Iss stattdessen leichte, ausgewogene und sättigende Mahlzeiten. So hältst du deinen Blutzucker stabil und vermeidest Heißhungerattacken.

Sättigende Lebensmittel für nachts

Greife zu ballaststoff- und proteinreichen Nahrungsmitteln wie gekochtem Gemüse, Eiern, Quark, Joghurt oder Nüssen und Nussmus. Besonders proteinreiche Nahrungsmittel haben den Vorteil, satt zu machen und den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Auch fettreiche Lebensmittel machen satt, ohne den Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Da sie jedoch viel Energie liefern, sollten sie nur in Maßen verzehrt werden (z. B. eine bereits vorportionierte Handvoll Nüsse, 1 EL Nussmus). Versuche zudem nur einen kleinen Snack, anstelle einer ganzen Mahlzeit zu essen. 

Hier findest du weitere sättigende Lebensmittel.

Zusammengefasst

Das Night Eating Syndrome ist eher unbekannt und geht mit spät abendlichen und nächtlichen Heißhungerattacken sowie Schlafstörungen einher. Eine genetische Veranlagung und hormonelle Veränderungen stehen als Ursache für das nächtliche Essen zur Diskussion. Übergewicht und Depression können mit der Erkrankung einhergehen. 

Zur Behandlung werden Medikamente, kognitive Verhaltenstherapie sowie das Erlernen von Entspannungsübungen und Lichttherapie eingesetzt. Generelle Therapieansätze bei Adipositas wie eine Ernährungsumstellung und die Einbettung von regelmäßiger Bewegung in den Alltag sind ebenfalls wertvoll.

Quellen

[1] Sonnenmoser, M. (2009): Night-Eating-Syndrom: Mehr als eine schlechte Angewohnheit. In: Ärzteblatt, 8, S. 316. https://www.aerzteblatt.de
[2] Stunkard et al. (1955): The night-eating syndrome; a pattern of food intake among certain obese patients.  In: American Journal of Medicine, 19, S. 78-86.
[3] Mühlhans, B. et al. (2009): Night Eating Syndrom und nächtliches Essen – was ist das eigentlich? In: Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 59(2), S. 50-56.
[4] Yuichi, Inoue (2015): Sleep-related eating disorder and its associated conditions. In: Psychiatry and Neuroclinical Sciences, 69(6), S. 309-20.
[5] Goel, N. et al. (2009): Circadian Rhythm Profiles in Women with Night Eating Syndrome, abgerufen am 19.07.2022: https://www.ncbi.nlm.nih.gov
[6] Rudersdorf, L. (2022): https://www.psychotherapie-praxis-mainz.de
[7] Göckel, R. (2009): Night-Eating-Syndrom: Nicht so selten. In: Ärzteblatt, 8, S. 359. https://www.aerzteblatt.de

Gallant, A.R. et al. (2012): The night-eating syndrome and obesity. In: Obesity Reviews, 13(6), S. 528-36. 

Colles, S.L. et al. (2007): Night eating syndrome and nocturnal snacking: association with obesity, binge eating and psychological distress. In: International Journal of Obesity, 31(11), S. 1722-30. 

Allison, K. (2004): Overcoming Night Eating Syndrome: A step-by-step guide to breaking the cycle. Oakland: New Harbinger Pub.

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