Die verschiedenen Arten von Fettgewebe
Ein einzelnes Kilo reines Fettgewebe entspricht satten 7000 kcal. Fettgewebe ist aber viel mehr als nur ein lebloses Depot. Lange Zeit unterschied die Forschung zwei verschiedene Arten von Fettgewebe bei Menschen und Tieren. Erst 2012 konnten Wissenschaftler:innen eine dritte Art entdecken [2]. Zu dieser gibt es bisher nur wenige Erkenntnisse, aber natürlich laufen die Forschungsarbeiten auf Hochtouren.
Weißes Fettgewebe: Das typische Körperfett
Den überwiegenden Anteil an Fett im Körper bildet weißes Fettgewebe. Dieses hat eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben: Als Baufettgewebe umhüllt es unsere Organe, hält diese an ihrem Platz und schützt sie durch seine Polsterung vor Schäden von außen. Auch an Handflächen, Fußsohlen oder dem Gesäß dienen weiße Fettzellen als Füllung und optimieren die Druckverteilung. Weißes Fettgewebe, das als Bausubstanz dient, wird beim Abnehmen nur wenig bis gar nicht abgebaut.
Der weitaus größere Anteil des weißen Fetts dient als Energiespeicher. Es befindet sich vor allem als sogenanntes subkutanes Fettgewebe unter unserer Haut und wirkt dort auch als Isolierschicht. Die genaue Verteilung hängt vom Alter und der genetischen Veranlagung ab: Frauen haben häufig mehr weißes Fettgewebe an den Oberschenkeln und der Hüfte. Bei Männern konzentriert es sich hingegen oft am Bauch. Fett zwischen den Organen wird als viszerales Fettgewebe bezeichnet. [1]
➚ Lies hier mehr über Bauchfett.
Braunes Fettgewebe: Die eingebaute Heizung
Braunes Fettgewebe kommt vor allem bei Neugeborenen vor. Säuglinge können sich nicht durch Zittern warmhalten. Deswegen übernehmen die braunen Fettzellen die Produktion von Wärme. Sie sind dafür mit einer großen Zahl an Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, ausgestattet. Anders als weißes Fettgewebe dient das braune Fett daher nur vorübergehend der Speicherung von Energie. Stattdessen ist seine Aufgabe die Wärmeproduktion.
Im Laufe der Zeit bildet sich unser braunes Fettgewebe fast vollständig zurück. Bei einigen Erwachsenen finden sich rund um den Hals, am Rücken, in den Achselhöhlen und rund um die Nieren noch braune Fettzellen. Anders sieht es bei vielen Tieren aus, die Winterschlaf halten. Sie behalten ihr braunes Fettgewebe auch als Erwachsene, weil es sie im Winter vor dem Auskühlen bewahrt. Hier dienen Kälte und andere Umweltreize dazu, die braunen Fettzellen zu aktivieren. Ob das auch gezielt möglich ist, wird derzeit noch erforscht. [1]
Beiges Fettgewebe: Noch ist wenig bekannt
2012 entdeckten Forscher:innen eine neue, bisher noch unbekannte Art von Fettgewebe. Sie widerlegten damit die These, dass braunes Fettgewebe auch bei uns Erwachsenen vorkommt. Stattdessen handelt es sich ihrer Meinung nach um das bisher noch wenig erforschte beige Fettgewebe. Genau wie braunes Fettgewebe hat es viele Mitochondrien, mit denen es Fett schnell in Energie und Wärme umwandeln kann. Wie dieser Prozess reguliert wird und ob wir ihn zum gezielten Abnehmen zunutze machen können, ist derzeit Gegenstand weiterer Forschung. [2]
Die hormonelle Aktivität von Fettgewebe
Neben den bisher genannten Funktionen schüttet das weiße Fettgewebe auch Hormone aus. Damit ist es ein wichtiger Bestandteil des gesamten Stoffwechsels und trägt zur Regulierung unseres Appetits bei. Fettzellen produzieren das Hormon Leptin, das dem Gehirn Sättigung signalisiert. Je mehr weißes Fett wir haben, desto mehr wird das Hungergefühl unterdrückt. Durch diesen Mechanismus wird das Körpergewicht im Idealfall nahezu konstant gehalten.
Bei Übergewicht oder Adipositas wird gemutmaßt, dass ein Defekt an den Rezeptoren für das Leptin vorliegt oder unser Körper gegenüber dessen Wirkung unempfindlich wird. Das weiße Fettgewebe produziert nach wie vor große Mengen des Sättigungshormons, dessen Wirkung bleibt aber aus.
Hormone können zu Bluthochdruck führen
Neben Leptin produzieren Fettzellen eine Reihe weiterer Hormone, die auf den restlichen Körper wirken. Dazu gehört zum Beispiel das sogenannten Angiotensin, das eine wichtige Rolle bei der Regulation des Wasserhaushalts und des Blutdrucks spielt [4]. Es sorgt dafür, dass etwa die Hälfte der Menschen mit Übergewicht an erhöhtem Blutdruck erkranken. Auf diese Art und Weise ist eine Vielzahl an Krankheiten mit Übergewicht verbunden.
Was passiert beim Abnehmen mit den Fettzellen?
Im Fettgewebe findet sowohl der Aufbau als auch der Abbau von eingelagertem Fett statt. Was gerade durchgeführt wird, hängt von der Lage des Stoffwechsels ab. Hormone wie Insulin, die ausgeschüttet werden, wenn du isst, sorgen für eine sogenannte anabole Stoffwechsellage. Essen wir zu viel oder viel zu wenig Nahrung, werden mittels der Insulinausschüttung Energie und Nährstoffe zum Aufbau von Strukturen und Fettdepots verwendet. Der Gegenspieler von Insulin ist Glukagon, das den Zellen signalisiert: Wir brauchen Energie, bitte Vorräte abbauen und über das Blut im Körper verteilen.
Verändert sich die Zahl der Fettzellen?
Wie genau Fettgewebe Energie einlagert und wieder freigibt, ist noch nicht abschließend geklärt. Lange Zeit vermuteten Forschende, dass die Anzahl an Fettzellen im Körper in der Kindheit und Jugend festgelegt wird. Anschließend würde sich nur noch das Volumen der Zellen durch das eingelagerte Fett verändern. In den letzten Jahren fanden jedoch mehrere Forscher:innen heraus, dass sich die Adipozyten genannten Fettzellen auch bei Erwachsenen noch vermehren können. [1]
Das Gegenteil scheint jedoch nicht der Fall zu sein: Einmal gebildete Adipozyten werden beim Abnehmen nicht wieder abgebaut. Sie werden zwar durchschnittlich alle acht Jahre abgebaut, dabei aber stets wieder durch eine neue Fettzelle ersetzt. Die Anzahl an Fettzellen im Körper kann nach derzeitigem Verständnis also nur zunehmen. Allerdings können sie im Zusammenhang mit einer Gewichtsabnahme ihr Volumen verringern. [3]
Wie können die Fettzellen wieder schrumpfen?
Damit gewachsene Fettzellen wieder kleiner werden, müssen wir den Stoffwechsel dazu bewegen, die Energiereserven aus den Fettdepots wieder auszubauen. Dies funktioniert, indem dem wir dem Insulin auf zwei Wegen entgegenwirken.
1. Einerseits versuchen wir über regelmäßige sportliche Betätigung den Insulinbedarf zu senken, denn so können wir Energie verbrauchen und unsere Muskulatur stärken, welche wiederum zum Erhalt seiner Strukturen auch nach dem Sport mit Energie versorgt werden muss.
2. Andererseits versuchen wir die Insulinausschüttung durch ein verändertes Ernährungsverhalten zu senken. Hilfreich sind dabei regelmäßige Essenspausen von ca. 3-4 Stunden zwischen den Mahlzeiten und der Verzicht auf energiehaltige Getränke wie Softdrinks, Säfte oder Kaffee mit Milch und Zucker in diesen Pausen.
Denn wenn wir zwar gerade nicht essen, aber dennoch energiereiche Getränke konsumieren, wird weiterhin Insulin ausgeschüttet und der Stoffwechsel kann nicht auf die körpereigenen Reserven zurückgreifen. Des Weiteren ist eine Ernährungsumstellung hin zu mehr komplexen Kohlenhydraten, wie Vollkornprodukten, mehr Gemüse und Obst sowie wertvollen Eiweißquellen auch von großer Bedeutung, um die Insulinausschüttung abzuflachen.
Individuelle Adipositas-Therapie
- Kostenlos: Erste Abnehm-App auf Rezept für den BMI-Bereich 30-40 kg/m²
- Ganzheitlich: Bei uns geht es um das große Ganze – ohne starre Pläne oder Verbote
- Individuell: Auf dich und deine Bedürfnisse abgestimmt – wann und wo du möchtest
-
Persönlich: Motivierende Unterstützung durch unser qualifiziertes Support-Team
DE-zan-web-240208-03
DE-zan-web-240208-03
Bekommen wir durch Nahrungsfett neues Fett?
Die Antwort lautet: Nein. Nahrungsfett, insbesondere solches aus pflanzlichen Quellen und fettreichem Fisch, ist besonders wertvoll für unseren Körper. Es transportiert Vitamine und unterstützt den Zellaufbau. Zudem treibt Nahrungsfett nicht die Insulinausschüttung an, weshalb auch weniger Energie in den Zellen eingelagert werden kann.
➚ Alles rund um gesunde Fette findest du hier.
Kohlenhydrate hingegen, speziell die einfachen wie Zucker, Fruchtzucker und Co., lassen den Insulinspiegel in die Höhe schnellen. Sind unsere Kohlenhydratreserven allerdings gefüllt, werden die überschüssigen Zuckerbausteine in Fett umgebaut.
➚ Hier liest du mehr über Zucker.
Das bedeutete jedoch nicht, dass wir nur noch fettreich essen sollten und auf Kohlenhydrate verzichten. Fett liefert sehr viel Energie und nicht alle Bestandteile des Nahrungsfetts sind gesundheitsförderlich. Kohlenhydrate sind die bevorzugte Energiequelle unseres Körpers und auch hier kommt es auf die Auswahl an. Je naturbelassener das Produkt, also Vollkornprodukte, Pseudogetreide, Hülsenfrüchte und Kartoffeln, desto eher profitiert unser Stoffwechsel davon. Außerdem helfen die Ballaststoffe im Getreide dabei, einen erhöhten Cholesterinspiegel wieder zu senken.
Was passiert bei einer Fettabsaugung mit den Fettzellen?
Nach aktuellem Wissensstand ist also die einzige Möglichkeit, Fettzellen wirklich loszuwerden, eine Fettabsaugung. Bei diesem Eingriff injiziert ein:e Ärzt:in eine Lösung in das Fettgewebe und saugt diese anschließend mit den Fettzellen wieder ab. Die Fettabsaugung ist allerdings nur bedingt für die Behandlung von starkem Übergewicht geeignet: Einerseits ist die Menge an Fett, die auf diese Weise entfernt werden kann, begrenzt. Andererseits erreichen Chirurg:innen nur das Fettgewebe unter der Haut und nicht die Depots zwischen den Organen.
Bei einer Fettabsaugung werden niemals alle Fettzellen in dem behandelten Bereich entfernt. Dementsprechend füllt und vermehrt sich das Fettgewebe bei einer Gewichtszunahme erneut. Eine Fettabsaugung kann daher nur in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung und Bewegung langfristig Erfolg bringen.
Ausnahme: Lipödem
Allerdings gibt es Erkrankungen, wie das Lipödem, bei dem die gewachsenen Fettzellen trotz Ernährungsumstellung und sportlicher Betätigung nicht von selbst wieder schrumpfen. Hier ist eine Entfernung des erkrankten Fettgewebes der bisher erfolgreichste Therapieansatz. Die Lebensstiländerung hingegen spielen eine größere Rolle dabei zu verhindern, dass es zu einer erneuten Gewichtszunahme kommt.
Quellen
[1] Rehner, G., & Daniel, H. (2010). Biochemie der Ernährung. Springer-Verlag.
[2] pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
[3] www.nature.com
[4] Mathias, D. (2018). Fit und gesund von 1 bis Hundert. Springer Berlin Heidelberg.