Welche Arten von Bauchfett gibt es?
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass unser Körper darauf programmiert ist, Fett einzulagern. Die Fähigkeit, überschüssige Energie in Form von Fettzellen zu speichern und diese dann zur Energiegewinnung heranzuziehen, wenn sie benötigt wird, sicherte der Menschheit ihr Überleben.
Subkutanes Bauchfett als Energiespeicher
Was die meisten nicht wissen, es gibt zwei Arten von Fettgewebe: das subkutane und das viszerale Fett. Wenn wir viele Kalorien, etwa in Form von Fast-Food und Zucker zu uns nehmen, kann der Körper diese nicht alle auf einmal verbrauchen. Er wandelt die Kalorien beziehungsweise die Kohlenhydrate und das Nahrungsfett in subkutanes Fettgewebe um und speichert sie als Vorrat für Zeiten, in denen wir nicht genug davon haben.
Problem: Essen im Überfluss
Das Problem ist heutzutage, wir haben Nahrung im Überfluss. Die Zeiten, in denen wir zu wenig Energie zu uns nehmen, gibt es kaum noch. Das heißt, wir müssen lernen, nicht mehr zu essen, als wir auch benötigen. Oder besser gesagt, wir sollten nur das essen, was nicht so viele Kalorien hat und uns dennoch satt macht.
Wärmespeicher und Schutz
Das subkutane Fett wird auch als Unterhautfettgewebe bezeichnet, da es sich direkt unter der Haut befindet. Es sitzt an Beinen, Bauch und Hüften und hilft uns dabei, Körperwärme zu speichern. Zudem schützt es vor äußeren Einwirkungen, etwa wenn wir hinfallen oder uns stoßen. Wenn wir uns in den Bauch kneifen, können wir das subkutane Fett direkt mit der Hand greifen, da es locker unter der Haut sitzt. Dieses Fett ist einfach da und wird auch als „passiv“ bezeichnet.
Viszerales Fett
Besteht ein Energieüberschuss, also zu viele Kalorien, über einen längeren Zeitraum, legt der Körper weitere Depots im Bauchraum an. Das Fettgewebe, das hier entsteht, heißt viszerales Fett und wird auch als „aktiv“ bezeichnet. Es ist ganz anders als das subkutane Fett. Es ist nicht einfach nur da, sondern hat eine hormonelle Wirkungung, genau wie andere stoffwechselaktive Organe auch. Damit gilt das Bauchfett als eigener Risikofaktor für verschiedene Folgeerkrankungen.
➚ Wenn du erfahren willst, wie man Bauchfett los wird, lies unseren Artikel Bauchfett verlieren.
Bauchfett erhöht Krankheitsrisiko
Das viszerale Fett, das sich im Bauchraum um die Organe anlagert und sich sogar in die Organe setzen kann, führt zu Veränderungen im Stoffwechsel. Es sendet um die 200 Stoffe aus, darunter auch entzündungsfördernde Botenstoffe (Adipokine) und Hormone, die diverse Systeme im Körper negativ beeinflussen. Sie können etwa verschiedene Entzündungsprozesse, Bluthochdruck, Insulinresistenz und langfristig auch Diabetes Typ 2 fördern. In Kombination werden diese Erscheinungen auch als Metabolisches Syndrom bezeichnet.
Gefahren von Bauchfett
Hormon-Produktion:
Das viszerale Bauchfett produziert Hormone, darunter etwa das hungermachende Hormon Ghrelin. Dieses führt dazu, dass Menschen mit viel Bauchfett oft mehr Hunger verspüren als Menschen mit weniger Bauchfett. Zusätzlich bringt das Fett durch seine eigene Produktionsstätte weitere Hormone durcheinander, bei Frauen die weiblichen Östrogene. Frauen mit Adipositas haben daher vermehrt Schwierigkeiten, schwanger zu werden[1].
Fördert Entzündungen:
Bauchfett sendet entzündungsfördernde Stoffe aus und ist damit eine Quelle für Entzündungsprozesse im Körper[2].
Risikofaktor für Diabetes:
Das Risiko an Diabetes zu erkranken, ist bereits bei einem BMI von 25 um das drei- bis vierfache erhöht. Bei einem BMI ab 30 steigt das Risiko sogar um das dreißigfache an. Das Bauchfett ist hierbei ein besonderer Risikofaktor[3].
Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
Bei vielen Adipösen, die Übergewicht durch eine falsche Ernährung und zu wenig Bewegung entwickelt haben, kommt es auf Dauer zu einer fortschreitenden Arteriosklerose, einer Verkalkung der Gefäße. Diese kann als Folge zu weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einem Herzinfarkt führen[4].
Corona-Gefahr
Beobachtungen zeigen, dass bei Adipositas und vermehrtem Bauchfett COVID-19-Erkrankungen oft schwere Verläufen haben[5].
Was ist zu viel Bauchfett?
Um dein Gewicht zu beurteilen und herauszufinden, ob du von starkem Übergewicht, also Adipositas betroffen bist und welchen Adipositas Grad diese hat, kannst du zunächst unseren BMI-Rechner nutzen. Der sogenannte Body-Mass-Index, den du hier errechnest, gibt dir einen Hinweis auf dein Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße.
Bauchumfang ermitteln
Um einen Hinweis darauf zu bekommen, wie viel viszerales Fett du im Bauchraum gespeichert hast und wie hoch damit dein Risiko durch das Bauchfett für Folgeerkrankungen ist, kannst du mithilfe deines Taillen- und Hüftumfangs erfahren.
Waist-Hip-Ratio ausrechnen
Nutze dafür unseren WHR-Rechner. Hier beschreiben wir dir ganz genau, wie du bei der Messung vorgehst. Die Waist-Hip-Ratio, also das Taillen-Hüftverhältnis zeigt dir an, wie hoch dein Bauchfett in etwa einzuschätzen ist und wie hoch damit dein Risiko für Koronare-Herzerkrankungen. Darüber hinaus kann jedoch auch das Risiko für Erkrankungen, wie Bluthochdruck und Diabetes Typ 2, mit einer zu hohen WHR und damit einem vermehrtem Bauchfett steigen.
Bauchfett mit MRT messen lassen
Wie viel Bauchfett du tatsächlich hast, können Ärzt:innen mithilfe eines MRT (Magnetresonanztomograph), ein röhrenförmiges Gerät, ermitteln. Die Menge des Bauchfetts ganz genau zu wissen, ist jedoch meist gar nicht notwendig. Die Waist-Hip-Ratio und der Body-Mass-Index ergeben zusammen ein gutes Bild. Sind diese erhöht, gibt es nur eine Methode, sie wieder zu senken – und zwar abzunehmen.
Ursachen von Bauchfett
Eine wichtige Ursache für ein vermehrtes Bauchfett ist eine Fehlernährung. Das heißt theoretisch, dass mehr Energie zugeführt wird als der Körper benötigt. So ist er gezwungen immer mehr Fett, subkutanes und auch Bauchfett, anzulegen.
Wird die gespeicherte Energie nie durch Zeiten in denen es weniger Kalorien gibt, gebraucht, wird das Fettgewebe immer größer. Das Gewicht steigt und aus Übergewicht wird oftmals Adipositas.
Viele Kalorien durch Industrieprodukte
Theoretisch betrachtet kommt zu viel Körperfett von übermäßigem Essen. Da wir uns mit natürlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Eiern und Fleisch kaum überessen können, sind hier in der Regel viele verarbeitete Industrieprodukte im Spiel. Oftmals sind das süße Getränke, Süßigkeiten, Chips, Burger und Pommes. Sind solche Produkte über einen längeren Zeitraum die Hauptlebensmittel kommt es früher oder später zu Übergewicht.
Gründe für zu viel Bauchfett und Adipositas:
- viele Kohlenhydrate in Form von Nudeln, Kuchen, Süßigkeiten
- Softdrinks und andere süße Getränke
- regelmäßiger Alkoholkonsum
- Fettreiches wie Pommes, Chips und Backwaren
- Fertigprodukte und Fast-Food
- viele kleine Snacks
- wenig natürliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte
- wenig Bewegung
Häufiges Snacken fördert Bauchfett
Vor allem viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, fördern die Speicherung von Bauchfett. Durch das Snacken kommt der Körper nie in die Lage das Fett, das er bereits in seinen Speichern gebunkert hat, zu nutzen. Es kommt ständig Nachschub und der Körper muss die immer mehr auffüllen, anstatt sie zu leeren.
Neben einer Ernährung mit übermäßiger Kalorienzufuhr und einem Alltag mit zu wenig Bewegung, kann es noch weitere Ursachen dafür geben, dass dauerhaft eine Adipositas entsteht, wie zum Beispiel bestimmte Medikamente oder Erkrankungen.
Bierbauch: Kann der Bauch vom Bier kommen?
Der typische dicke Bauch, der bei zu viel Bauchfett entsteht, wird auch umgangssprachlich Bierbauch genannt. Bier und andere alkoholische Getränke können durch den Alkohol und die enthaltenen Kalorien dazu beitragen, dass sich immer mehr Bauchfett anlagert. Das Bier ist jedoch meist nur einer von mehreren Faktoren.
Alkohol und Fettleber
Was ein hoher Alkoholkonsum zudem begünstigt, ist die Fettleber. Diese Stoffwechselstörung entsteht in der Regel im Zuge von zu viel Bauchfett. Das Fett lagert sich hier nicht nur um die Bauchorgane herum an, sondern direkt in der Leber. Das Gute: Mit dem Abnehmen und dem sinkenden Bauchfett, kann auch die Fettleber wieder verschwinden. Was hier besonders wichtig ist, ist eine Reduktion der Kohlenhydrate.
Quellen
[1] www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5845358/
[2] pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24529130/
[3] pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/m/pubmed/
[4] www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5599249/
[5] www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7685947/
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Maja Biel ist Ökotrophologin und als Ernährungsberaterin selbstständig. Nachdem sie ein Volontariat zur Medizinjournalistin absolviert und für verschiedene Food- und Healthmagazine geschrieben hat, berät sie heute Patient:innen in ihrer Praxis für Ernährungsberatung in Hamburg-Eppendorf.
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Romina Zimmermann ist zertifizierte Diätassistentin und Gesundheitswissenschaftlerin. Seit ihrer Ausbildung verhilft sie Patient:innen im Rahmen der Ernährungstherapie zu einem gesünderen Lebensstil. Für das Adipositas-Programm zanadio prüft und konzipiert sie seit Juli 2021 ernährungsbezogene Inhalte.