Definition Adipositas
Als Adipositas (lateinisch: adeps = Fett) wird starkes Übergewicht, auch Fettleibigkeit oder Fettsucht, bezeichnet. Adipositas gehört zu den chronischen Erkrankungen und ist in der internationalen statistischen Klassifikation von Krankheiten (ICD-10-WHO) als „E66.-“ gelistet. Das heißt, Adipositas ist eine Krankheit, dessen Behandlung von den Krankenkassen bezahlt wird.
Die Deutsche Adipositas Gesellschaft definiert Adipositas als eine über das normale Maß hinausgehende Ansammlung von Fettgewebe im Körper.
Adipositas Prävalenz
Adipositas ist ein weltweites Problem. Starkes Übergewicht gilt inzwischen als Epidemie, eine Volkskrankheit, dessen Ausmaß immer weiter zunimmt. In Deutschland sind zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen* übergewichtig. Von Adipositas sind ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland betroffen. Mit zunehmenden Alter steigt die Prävalenz von Adipositas bei beiden Geschlechtern [1].
Auch Kinder sind in Deutschland häufig übergewichtig. Laut KiGGS-Studie (Robert Koch-Institut) sind 15,4 % übergewichtig und 5,9 % adipös. Dabei sind Kinder mit einem niedrigen sozioökonomischen Status am stärksten von Übergewicht betroffen [2].
➚ Hier findest du mehr Informationen zu Übergewicht bei Kindern.
* Die binäre Geschlechterzuteilung ergibt sich aus den erhobenen Daten des RKI.
Ab wann gilt Übergewicht als Adipositas?
Um das Körpergewicht zu kategorisieren, wird der Körpermasseindex „BMI“ (Body-Mass-Index) verwendet. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht Adipositas ab einem BMI von 30. Der Index errechnet sich aus dem Gewicht und der Körpergröße.
Digitale Adipositas Therapie
Wir unterstützen Betroffene mit einer neuen digitalen Adipositas-Therapie (erhältlich als App auf Rezept) auf dem Weg in ein gesünderes Leben. Unser Programm begleitet tagtäglich und überall hin, hilft bei Hindernissen im Alltag und geht auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen ein.
Bist du von Adipositas betroffen?
Ob du an Adipositas erkrankt bist, wird mithilfe des Body-Mass-Index festgestellt. Um den BMI zu errechnen, kannst du folgende Formel oder unseren BMI Rechner verwenden:
BMI = kg/m2
Körpergewicht (in kg) geteilt durch Größe (in m) zum Quadrat.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die BMI-Werte in die Kategorien Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas eingeteilt.
BMI-Klassifizierung der WHO:
BMI | Gewichtskategorie |
unter 18,5 | Untergewicht |
18,5 bis 24,9 | Normalgewicht |
25 bis 29,9 | Übergewicht oder Präadipositas |
ab 30 | Adipositas |
Um die Schwere der Fettleibigkeit benennen zu können, ist Adipositas in Grade unterteilt. Die Grade werden anhand des BMI (Body-Mass-Index) festgelegt. Je nach Adipositas Grad steigt oder sinkt das Risiko für bestimmte Folge- und Begleiterkrankungen. Hier findest du weitere Informationen zu den Adipositas Graden und dessen Folgen bzw. Risiken.
Grade der Adipositas:
BMI | Adipositas-Grad |
25 bis 29,9 | Übergewicht oder Präadipositas |
ab 30 | Adipositas Grad I |
ab 35 | Adipositas Grad II |
ab 40 | Adipositas Grad III (Adipositas permagna) |
Warum ist die Fettverteilung bei Adipositas entscheidend?
Der BMI wird zur offiziellen Klassifikation des Gewichts nach ICD-10 verwendet. Für eine noch aussagekräftigere Einschätzung gibt es weitere Faktoren, die zu berücksichtigen sind. Was zum Beispiel einen großen Einfluss auf das Krankheitsrisiko hat, jedoch in der BMI-Formel vernachlässigt wird, sind Faktoren wie Alter, Geschlecht, Muskel- und Fettmasse.
➚ Lies mehr dazu, weswegen der BMI häufig nicht ausreicht für die Diagnose Adipositas.
Bauchfett erhöht Krankheitsrisiko
Weiterhin beeinflusst nicht nur der Anteil des Körperfetts, sondern auch die individuelle Fettverteilung das Krankheitsrisiko maßgeblich. Lagert sich das Fett vermehrt im Bauchraum an, ist das Risiko für kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen deutlich höher.
Der Grund dafür: Das sogenannte viszerale Fett, das sich um die Bauchorgane sammelt, ist kein passives Gewebe, sondern vielmehr ein Organ mit aktivem Stoffwechsel. Es produziert entzündungsfördernde Stoffe und Hormone, die Störungen im Stoffwechsel verursachen und das Risiko für eine Reihe von Krankheiten erhöhen. Das subkutanes Fett, das direkt unter Haut an Beinen, Po und Hüften sitzt, hat diese Eigenschaften nicht und ist damit weniger gesundheitsschädlich.
➚ Hier findest du weitere Informationen zum Bauchfett.
Fettverteilung: Apfel- und Birnentyp
Menschen mit Adipositas, die dem „Apfeltyp“ (androide Adipositas) entsprechen, die also Fettzellen viszeral, im Bauch um die Organe ansammeln, sind daher vermehrt von Folgeerkrankungen betroffen als diejenigen, die dem „Birnentyp“ (gynoide Adipositas) entsprechen. Bei ihnen sitzt das Fett subkutan, also gut verteilt unter der Haut.
Um das Risiko für Folgeerkrankungen durch Adipositas besser beurteilen zu können, wird daher neben dem BMI auch die ➚ Waist-to-hip-Ratio (Taille-Hüft-Quotient) hinzugezogen. Dabei misst man den Taillenumfang in Zentimetern ohne Kleidung im Stehen in Nabelhöhe. Dieser Wert wird geteilt durch den Hüftumfang in Zentimetern, welcher erfasst wird, indem man den Umfang an der breitesten Stelle der Hüfte misst.
Dadurch gibt die Waist-to-hip-Ratio einen Hinweis darauf, wie viel viszerales Fett sich im Bauchraum sammelt. So ergänzt sie die Aussage des BMI: Bei erhöhtem BMI hat die Bestimmung der Waist-to-Hip-Ratio für die Risikoeinschätzung des Übergewichts besondere Bedeutung.
WHR = Taillenumfang : Hüftumfang
Einteilung der Adipositas anhand der Waist-to-Hip-Ratio
Abdominale Adipositas = „Apfelform“ (Hüftumfang < Taillenumfang)
Periphere Adipositas = „Birnenform“ (Hüftumfang > Taillenumfang)
Abdominale Adipositas | Intermediärer Typ | Periphere Adipositas | |
Männer | 0,95 | 0,8 – 0,94 | 0,8 |
Frauen | > 0,8 | 0,7 – 0,79 | 0,7 |
Einteilung des Risikos für Adipositas-assoziierte metabolische Erkrankungen anhand des Taillenumfangs
Erhöht | Deutlich erhöht | |
Männer | ≥ 94 cm | ≥ 102 cm |
Frauen | ≥ 80 cm | ≥ 88 cm |
Wie entsteht Adipositas?
Adipositas entsteht durch eine andauernde positive Energiebilanz. Wenn dem Körper genau die Menge an Energie (Kalorien) zugeführt wird, die er für seine tägliche Arbeit benötigt, wird das Gewicht gehalten. Wichtig: Hierbei kommt es nicht auf den einzelnen Tag an. Sinnvoller ist es, die Bilanz einer Woche zu betrachten.
Ursachen von Adipositas
Wird dem Körper über einen längeren Zeitraum mehr Energie zugeführt, als er benötigt, speichert er diese in seinen Fettzellen. So entsteht Übergewicht und auf Dauer Adipositas.
Positive Energiebilanz führt zu Adipositas
In der Regel ist für die positive Energiebilanz eine zu hohe Energieaufnahme durch hochkalorische Lebensmittel, und ein gleichzeitig zu geringer Verbrauch durch unzureichende Bewegung verantwortlich. Es gibt jedoch noch weitere Faktoren, die zur Entstehung von Adipositas beitragen können.
➚ Hier liest du mehr zur Energiebilanz.
Faktoren, die zur Entstehung von Adipositas beitragen können
- Energiereiche Ernährung, ungünstiges Essverhalten
- Genetische Disposition (u.a. für geringen Grundumsatz und Bauchfett, „Apfeltyp“)
- Mangel an Bewegung
- Stress (fördert Bauchfett)
- Stoffwechselerkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder Morbus Cushing
- Binge-Eating-Störung
- Medikamente wie Psychopharmaka, Cortison und Antiepileptika
➚ Lies hier den ganzen Artikel über die Ursachen von Adipositas.
Worunter leiden Betroffene?
Je höher das Gewicht, desto stärker spüren Menschen mit Adipositas die Auswirkungen. Viele leiden nicht nur körperlich, sondern auch psychisch unter den Folgen.
Direkt spürbare Folgen von Adipositas
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Eingeschränkte Beweglichkeit
- Schnelles Ermüden und Kurzatmigkeit
- Starkes Schwitzen (Hyperhidrosis)
- Reflux (Sodbrennen)
- Gedrückte Stimmung bis hin zu Depressionen
Zu den direkt spürbaren Symptomen kommen, je nachdem wie lange das Gewicht besteht, auch Folgeerkrankungen hinzu. Die gute Nachricht: Mit einer Gewichtsabnahme verbessern sich viele dieser Erkrankungen – manche verschwinden sogar vollständig.
Folge- und Begleiterkrankungen von Adipositas
- Gelenkverschleiß (Arthrose)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen u.a. koronare Herzkrankheit, erhöhte Blutfettwerte, Schlaganfall, Herzinfarkt
- Fettleber
- Gicht (Hyperurikämie)
- Insulinresistenz und Diabetes Typ 2
➚ Hier erfährst du mehr über die Folgeerkrankungen von Adipositas.
Wie wird eine Adipositas behandelt?
Das Ziel der Adipositas Behandlung ist eine dauerhafte Reduzierung des Gewichts beziehungsweise des Körperfetts. Diese bringt den Stoffwechsel wieder ins Lot und wirkt sich zudem positiv auf entstandene Folgeerkrankungen aus.
Diäten, die eine kurzfristige Gewichtsabnahme bewirken, sind in der Regel nicht erfolgreich. Die Restriktionen, die zum Gewichtsverlust führen, können meist nur über einen kurzen Zeitraum eingehalten werden und führen somit keine nachhaltigen Verhaltensänderungen herbei.
Ganzheitliche Adipositas-Therapie
Um das Gewicht nachhaltig zu reduzieren, sind Veränderungen des Lebensstils notwendig. Neben einer professionellen Ernährungstherapie, sind Bewegungs- und Verhaltenstherapie die entscheidenden Komponenten der Behandlung. zanadio unterstützt mit einer App für Adipositas-Patient:innen, die auf der etablierten, konservativen Adipositas-Therapie basiert, effektiv und nachhaltig Gewicht zu verlieren.
Ernährungstherapie bei Adipositas
Das Ziel der Ernährungstherapie ist eine individuell passende, gesunde Ernährungsumstellung. Betroffene lernen nicht nur, wie sie gesunde Mahlzeiten zusammenstellen, sondern auch wie sie ihr Essverhalten positiv verändern können. Das heißt, es geht nicht nur darum, was sie essen, sondern auch wie sie essen, wann und warum.
Verhaltenstherapie bei Adipositas
Vor allem bei dem letzteren Punkt, setzt die Verhaltenstherapie an. Hier können Menschen mit Adipositas etwa Strategien erlernen, um mit dem Drang nach Essen in emotionalen Situationen umzugehen. Sie lernen Handlungsalternativen kennen und erhalten Unterstützung beim Erreichen ihrer Ziele.
Bewegungstherapie bei Adipositas
Das Bewegungsverhalten ist bei der Behandlung von Adipositas beinahe genauso wichtig, wie das Essverhalten. Je mehr man sich bewegt, desto höher ist der Energieverbrauch. Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, das verlorene Gewicht dauerhaft zu halten.
Für Menschen mit Adipositas sind zunächst gelenkschonende Bewegungen und Sportarten wie Radfahren, Nordic Walking und Schwimmen empfehlenswert. Moderates Krafttraining hilft, die Muskelmasse bei der Gewichtsabnahme zu erhalten beziehungsweise zu fördern.
Häufig gestellte Fragen
Wann ist man adipös?
Ob ein Mensch adipös ist, wird anhand des BMI (Body-Mass-Index) bestimmt. Übergewichtig sind Menschen ab einem BMI von 25. Von Adipositas spricht man ab einem BMI von 30.
Ist Adipositas eine Krankheit?
Adipositas ist laut ICD-10-WHO eine Krankheit. Es liegt also eine Definition vor und die Behandlung wird von den Krankenkassen bezahlt.
Wie wird Adipositas behandelt?
Eine konservative Adipositasbehandlung umfasst eine Ernährungstherapie, eine Bewegungstherapie sowie eine Verhaltenstherapie. Alle drei Therapien bzw. Beratungen zielen darauf ab, dass der:die Betroffene seine:ihre Gewohnheiten ändert und nachhaltig abnimmt. Ab einem BMI von 40 (bei starken Folgeerkrankungen auch ab 35) zahlt die Krankenkasse die bariatrische Operation (Magen-OP).
Quellen
[1] Journal of Health Monitoring, RKI
[2] KiGGS-Studie, RKI
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Maja Biel ist Ökotrophologin und als Ernährungsberaterin selbstständig. Nachdem sie ein Volontariat zur Medizinjournalistin absolviert und für verschiedene Food- und Healthmagazine geschrieben hat, berät sie heute Patient:innen in ihrer Praxis für Ernährungsberatung in Hamburg-Eppendorf.