Was ist das Metabolische Syndrom?
Mediziner:innen bezeichnen das Metabolische Syndrom auch als Metabolisch-Vaskuläres Syndrom oder Syndrom X. Umgangssprachlich wird es auch als „Tödliches Quartett“ bezeichnet. Expert:innen schätzen, dass etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland davon betroffen sind.
Aus Studien geht hervor, dass bei Menschen, die am Metabolischen Syndrom leiden, kardiovaskuläre Komplikationen zwei- bis dreimal so häufig auftreten, als bei Menschen, die nicht daran leiden. Je mehr Symptome des Metabolischen Syndroms vorliegen, desto höher steigt das Risiko.
Syndrom bedeutet in diesem Zusammenhang, dass verschiedene Symptome gleichzeitig auftreten, jedoch nicht, dass diese eine gemeinsame zugrundeliegende Erkrankung haben. So weisen zum Beispiel 78 % aller Personen, die daran leiden, eine Insulinresistenz auf, jedoch nur 48 % der Patient:innen, bei denen eine Insulinresistenz besteht, leiden auch am Metabolischen Syndrom.
Die Definition des Metabolischen Syndroms wurde in den letzten Jahren immer wieder leicht verändert. Einen offiziell gültigen ICD-10-Code (ICD = „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“), der Code mit dem Diagnosen international klassifiziert werden, gibt es bisher nicht. Das heißt, das Metabolische Syndrom ist noch nicht international einheitlich definiert. Die einzelnen Risikofaktoren wie Adipositas und Bluthochdruck können bereits ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen. Aus diesem Grund wird noch immer diskutiert, inwieweit das Metabolische Syndrom eine eigenständige Krankheit darstellt.
Metabolisches Syndrom = tödliches Quartett
Beim Metabolischen Syndrom liegen mindestens drei der folgenden Symptome bzw. Krankheitsbilder vor:
- Adipositas: Starkes Übergewicht ab einem BMI von 30 (hier kannst du deinen BMI berechnen) ist die einzig sichtbare Erkrankung beim Metabolischen Syndrom.
- Bluthochdruck: Ist der Blutdruck dauerhaft erhöht (Werte über 140/90 mmHg) steigt das Risiko für eine Schädigung der Blutgefäße und kann unbehandelt zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
- Fettstoffwechselstörung, vor allem erhöhte Triglyceride: Kann zu Arterienverkalkungen führen und in Folge zum Herzinfarkt und Schlaganfall.
- Insulinresistenz beziehungsweise gestörte Glukosetoleranz: Ist die Vorstufe von Diabetes Typ 2.
Diagnose: Blut- und Laborwerte
Um das Metabolische Syndrom zu diagnostizieren, sind die Erfassung des allgemeinen Gesundheitszustandes, Blutuntersuchungen im Labor und körperliche Untersuchungen, wie die Messung des Blutdrucks und des Taillenumfangs, notwendig.
Laut der amerikanischen Gesellschaft für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (American Heart Association) müssen mindestens drei dieser fünf Risikofaktoren vorliegen, damit die Diagnose „Metabolisches Syndrom“ zutrifft:
- erhöhter Taillenumfang:
> 102 cm bei Männern
> 88 cm bei Frauen - erhöhte Triglyzeride (eine bestimmte Art von Blutfetten): > 150 mg/dl oder bestehende Einnahme von Medikamenten zur Blutfettsenkung
- zu niedriges HDL-Cholesterin:
< 40 mg/dl (= Milligramm pro Deziliter) bei Männern
< 50 mg/dl bei Frauen - erhöhter Blutdruck:
oberer Wert > 130 mmHg und unterer Wert > 85 mmHg (= Millimeter-Quecksilbersäule) oder Einnahme von blutdrucksenkenden Mitteln - erhöhte Nüchternblutzuckerwerte: > 100 mg/dl oder Vorliegen eines Diabetes Typ 2
Werte selbst ermitteln
Um einen ersten Hinweis zu bekommen, kannst du sowohl deinen Body-Mass-Index (= BMI) berechnen als auch deinen Taillen-, bzw. Hüftumfang messen. Der Taillenumfang kann Aufschluss über das vorhandene Bauchhöhlenfett geben. Ein erhöhter BMI weist auf eine bestehende Adipositas hin. Ein erhöhter Body-Mass-Index, in Kombination mit einem erhöhten Taillen-Hüft-Quotienten (englisch: „Waist-Hip-Ratio“, kurz WHR) kann für das Metabolische Syndrom sprechen.
➚ Hier geht es zu unserem WHR-Rechner und BMI Rechner.
Ärzt:innen stellen Diagnose
Deinen Blutdruck, Blutfettwerte und den Blutzucker kannst du in deiner Hausarztpraxis, gastroenterologischen sowie internistischen Praxen ermitteln lassen. Dort können Ärzt:innen anhand aller erforderlichen Werte herausfinden, ob du vom Metabolischen Syndrom betroffen bist und eine Diagnose stellen.
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Ursachen des Metabolischen Syndroms
Das Metabolische Syndrom wird vor allem durch Übergewicht, insbesondere in Kombination mit erhöhten viszeralen Bauchhöhlenfett, verursacht. Häufig entsteht durch die gestörte Stoffwechsellage zusätzlich eine Insulinresistenz, die das Risiko am Metabolischen Syndrom zu erkranken erhöht.
Risikofaktoren für das Metabolische Syndrom
Es gibt eine Vielzahl an Risikofaktoren, die zum Metabolischen Syndrom führen können. Dazu zählen:
- Adipositas
- erhöhtes viszerales Bauchhöhlenfett
- > 5kg Gewichtszunahme in kurzer Zeit
- erhöhte Triglyceridwerte (≥ 150 mg/dl)
- erniedrigte HDL-Cholesterolkonzentration (< 50 mg/dl bei Frauen und < 40 mg/dl bei Männern)
- Bewegungsmangel
- höheres Lebensalter
- dauerhafter Stress
- Rauchen
- Stoffwechselerkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder Morbus Cushing
- genetische Disposition (u.a. für geringen Grundumsatz und Bauchfett)
- Binge-Eating-Störung
- bestehende koronare Herzkrankheit, Diabetes mellitus Typ 2 oder Bluthochdruck in der Familie (Eltern)
Zu viele Kalorien, zu wenig Verbrauch
Das Metabolische Syndrom entsteht durch eine dauerhaft positive Energiebilanz. Das heißt der Körper bekommt mehr Energie (in Form von Kalorien) zugeführt, als er täglich verbraucht. Dadurch entsteht Übergewicht, bis hin zu Adipositas. Der Körper speichert die nicht verwertbare Energie in Form von Fettzellen, wodurch der Körperfettanteil, sowie das Gewicht ansteigt und der Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht gerät.
Ernährungsfaktoren, die zur Entstehung des Metabolischen Syndroms beitragen:
- hyperkalorische Ernährung (dauerhafter Energieüberschuss)
- hochverarbeitete Lebensmittel (Chips, Fastfood, Süßigkeiten, Fertigprodukte)
- fettreiche Lebensmittel (Wurstwaren, Käse, frittierte Lebensmittel, Gebäck)
- zuckerreiche Lebensmittel (Limonaden, Gebäck, Kuchen, Süßigkeiten)
- geringer Anteil frischer bzw. natürlicher Lebensmittel
Wie kann man das Metabolische Syndrom behandeln?
Im Grunde genommen gilt für die Therapie des Metabolischen Syndroms dasselbe wie für die Adipositas-Therapie. Der entscheidende Faktor zur Behandlung ist eine Ernährungsumstellung mit dem Ziel Gewicht zu reduzieren und gleichzeitig mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren.
Im Fokus steht dabei eine bedarfsgerechte Ernährung, die reich an frischen und ballaststoffreichen Lebensmitteln, sowie eiweißreichen Lebensmittel (Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Milchprodukte) und gesunden Fetten ist. Dies wirkt sich positiv auf das Gewicht, aber auch z.B. die Blutfettwerte aus. Patient:innen mit Metabolischen Syndrom wird außerdem empfohlen, auf eine gesunde Fettzufuhr, die reich an einfach ungesättigte Fettsäuren (Olivenöl, Rapsöl, Nüsse, Samen) und mehrfach ungesättigte Fettsäuren (fettreicher Fisch, Leinsamenöl, Leinsamen, Walnüsse) ist, zu achten. Tierische (gesättigte) Fette sollten reduziert und Transfette, die in Gebäck, Frittiertem und Fastfood enthalten sind, weitestgehend gemieden werden. Zusätzlich sollte Alkohol nur in geringem Maße getrunken werden.
Mit einer ausgewogenen Ernährung und mehr Bewegung kann sich der Blutdruck normalisieren, die Insulinsensitivität wird verbessert und das Bauchfett reduziert – das Metabolische Syndrom wird somit geheilt. Das erreichst du am besten mit einer Ernährungsumstellung.
Hilfe bei der Ernährungsumstellung
Eine Ernährungstherapie kann dabei unterstützen, eine Ernährung, reich an Ballaststoffen, sättigendem Eiweiß sowie qualitativ hochwertigen Fetten umzusetzen. Immer mit dem Ziel, den individuellen Energiebedarf zu beachten und eine Gewichtsabnahme zu erreichen. Doch deine Ernährung dauerhaft so zu gestalten, dass sie gesund ist, du zunächst abnimmst und dann dein Gewicht hältst, kann eine Herausforderung sein. Besser gelingt es, mit der passenden Unterstützung.
Ganzheitliche Online-Therapie auf Rezept
Eine Therapieform, die die Bereiche Ernährung, Bewegung und Verhalten umfasst, ist die ganzheitliche Therapie zanadio. Über eine App begleiten dich Expert:innen persönlich auf digitalem Wege Tag für Tag. Die Adipositas-App gibt es unter bestimmten Voraussetzungen auf Rezept – das heißt, deine Krankenkasse übernimmt die Kosten dafür.
Medikamente zur Behandlung des Metbolischen Syndroms
Das Metabolische Syndrom lässt sich durch eine Ernährungsumstellung, sowie ein gesundes Bewegungsverhalten gut behandeln. In Einzelfällen sind jedoch medikamentöse Maßnahmen notwendig. Das gilt, zum Beispiel bei einem stark erhöhten Blutdruck (≥ 140/90 mmHg) oder Nüchternblutzucker (≥ 126 mg/dl).
Folgen des Metabolischen Syndroms
Etwa bei der Hälfte aller Betroffenen entstehen im Laufe des Lebens Folgeerkrankungen, vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“), die Schlaganfall und Herzinfarkt zur Folge haben können.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2
Jeder der vier Faktoren des tödlichen Quartetts – Adipositas, Bluthochdruck, hohe Blutzucker- und Blutfettwerte – steigert schon für sich das Risiko für Gefäßkrankheiten, gemeinsam fördern sie dieses umso mehr. Das Metabolische Syndrom begünstigt jedoch nicht nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch die Entstehung von Diabetes Typ 2.
Lebenserwartungen beim Metabolischen Syndrom
Das Metabolische Syndrom beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, sondern verkürzt auch die Lebenserwartung. Diese sinkt vor allem aufgrund von möglichen Folgeerkrankungen beziehungsweise Todesursachen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, und der allgemeinen körperlichen Belastung. Mit der passenden Behandlung, das heißt Gewichtsabnahme und mehr Bewegung, lässt sich auch dieses Risiko wieder normalisieren.
Quellen
https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pfd_2009/04_09/EU04_216-221.qxd.pdf
https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/ll-fett/v2/08-Metabolisches-Syndrom-DGE-Leitlinie-Fett-2015.pdf
https://fet-ev.eu/insulinresistenz-ernaehrungstherapie/