Die verschiedenen Formen der Blasenschwäche
Als Harninkontinenz oder Blasenschwäche bezeichnen Mediziner:innen den ungewollten Verlust von Urin aus der Blase. Dabei unterscheiden sie verschiedene Arten der Inkontinenz:
- Dranginkontinenz
- Belastungsinkontinenz
- Mischinkontinenz
1. Dranginkontinenz
Kennzeichnend für eine Dranginkontinenz ist plötzlicher sehr starker Harndrang. Betroffene schaffen es aufgrund der Unvorhersehbarkeit häufig nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette und verlieren bereits auf dem Weg dorthin Urin. Neben den Symptomen selbst sind auch die Angst vor dem nächsten unkontrollierbaren Harndrang und die dadurch entstehenden Einschränkungen im täglichen Leben belastend.
Ursachen der Dranginkontinenz
Ein häufiger Auslöser für die Symptome einer Dranginkontinenz sind Blasenentzündungen und andere lokale Entzündungen. Darüber hinaus können aber auch Diabetes mellitus, Übergewicht und Nervenschäden eine große Rolle bei der Entstehung dieser Form der Harninkontinenz spielen. In jedem Fall registriert die Blase zu früh, voll zu sein und der Blasenmuskel erzeugt durch Überaktivität einen starken Harndrang. Zum Teil können auch Medikamente, zum Beispiel gegen Bluthochdruck oder Nervenkrankheiten, zur Entstehung einer Dranginkontinenz beitragen.
2. Belastungsinkontinenz
Früher auch als Stressinkontinenz bekannt, ist die Belastungsinkontinenz die häufigste Form der Blasenschwäche. In Folge eines schwachen Beckenbodens in Kombination mit einer leichten Senkung der Organe im Becken überfordert der Druck aus dem Bauchraum den Schließmuskel der Blase. Dadurch führen besondere Belastungen beim Husten, Niesen oder Heben schwerer Gegenstände zum Verlust von Urin.
Je nach Schwere der Symptome und der damit einhergehenden Einschränkungen teilen Ärzt:innen die Belastungsinkontinenz in drei Grade ein:
1. Grad
Urinverlust beim Husten, Niesen oder Lachen.
2. Grad
Urinverlust bei schnellen Bewegungen wie Aufstehen oder Hinsetzen und dem Heben schwerer Gegenstände.
3. Grad
Urinverlust auch bei leichten Bewegungen, im Liegen oder im Schlaf.
Ursachen der Belastungsinkontinenz
Zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Belastungsinkontinenz gehören Schwangerschaften und Geburten. Diese schwächen die Muskeln und Bänder des Beckenbodens oft nachhaltig. Da zusätzliches Gewicht den Druck im Bauchraum erhöht, wird die Belastungsinkontinenz außerdem durch Übergewicht und Adipositas begünstigt. Eine bereits bestehende Inkontinenz kann sich durch eine Gewichtszunahme verschlimmern.
3. Mischinkontinenz
Bei der Mischinkontinenz treten sowohl Symptome einer Dranginkontinenz als auch der belastungsbedingte Urinverlust einer Belastungsinkontinenz auf. Die Schwere beider Inkontinenzarten ist nicht unbedingt gleich. Oft ist eine Reihe von Symptomen stärker ausgeprägt als die andere. Trotzdem müssen natürlich alle Beschwerden gleichermaßen behandelt werden, damit Betroffene wieder ein unbeschwertes Leben führen können.
Inkontinenz durch Übergewicht?
Die sogenannte “Nurses Health Study” [1], eine Studie an mehr als 120.000 Krankenschwestern in den USA teilnahmen, kommt zu dem Schluss, dass Frauen mit Adipositas 1,6 Mal so häufig an Harninkontinenz litten wie Normalgewichtige gleichen Alters. Dabei stellten die Forscher:innen besonders deutliche Zusammenhänge zwischen einem hohen BMI und einer Dranginkontinenz sowie einem breiten Hüftumfang und einer Belastungsinkontinenz fest. Die Art und Verteilung des Übergewichts scheint sich also unterschiedlich auf die verschiedenen Arten der Inkontinenz auszuwirken.
Besonders belastend für den Beckenboden und die Blase ist die Kombination aus Übergewicht und Diabetes mellitus. Beide Erkrankungen schwächen die Blasenmuskulatur und begünstigen dadurch alle Arten von Inkontinenz. Die im Rahmen von Diabetes häufig auftretenden Nervenschäden können maßgeblich an der Entstehung einer Dranginkontinenz beteiligt sein.
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Diagnose der Inkontinenz
Frauen wenden sich mit einer Blasenschwäche am besten an ihr:e Gynäkolog:in. Für Männer ist ihr:e Urolog:in die richtige Anlaufstelle. Dort erfasst diese:r zuerst die vorhandenen Symptome und erstellt anhand eines Gesprächs oder eines Fragebogens eine Diagnose. Anschließend besprichst du mit ihm oder ihr mögliche Behandlungen vom gezielten Beckenbodentraining über Gewichtsverlust und medikamentöse Therapien bis zu möglichen Operationen.
Behandlung von Blasenschwäche und Inkontinenz
In der Regel erfolgt die Behandlung stufenweise. Das heißt, dass erst sogenannte konservative Verfahren, um den Beckenboden zu stärken und die Belastung auf die Blase zu verringern, zum Einsatz kommen. Wenn diese nicht erfolgreich sind, kommen im nächsten Schritt Medikamente zum Einsatz und als letzter Ausweg eventuell eine Operation in Betracht. In den meisten Fällen lässt sich eine Harninkontinenz allerdings gut mit konservativen Methoden in den Griff bekommen.
Beckenbodentraining
Vor allem bei einer Belastungsinkontinenz ist Beckenbodentraining eine der besten Therapiemöglichkeiten. Schwangere Frauen können diese Art der Stärkung der Beckenbodenmuskulatur auch vorbeugend erlernen. Damit senken sie ihr Risiko für eine Inkontinenz nach der Geburt.
In einigen Fällen hilft das gezielte An- und Entspannen des Beckenbodens auch, die Symptome einer Dranginkontinenz zu lindern. Den Beckenboden gezielt zu stärken, ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Wichtig ist, dass die Übungen durch eine:n erfahrene:n Therapeut:in angeleitet werden. Wenn du ein gutes Gefühl für deinen Beckenboden gewonnen hast, kannst du das Training später auch selbstständig durchführen.
Verhaltensänderung
Manchmal lässt sich das Risiko für eine Inkontinenz durch bestimmte Faktoren verringern. Indem schweres Heben oder andere Auslöser vermieden und gleichzeitig die Blase durch Toilettentraining, mit der richtigen Trinkmenge stark gemacht wird, lässt sich Inkontinenz oft gut in den Griff bekommen. Ein solcher Plan sollte jedoch immer in Zusammenarbeit mit einer:einem Ärzt:in entstehen. Denn sowohl zu wenig, wie auch zu viel trinken, kann die Symptome langfristig verschlimmern.[2]
Gewichtsabnahme
Studien zeigen, dass Frauen und Männer mit Übergewicht oder Adipositas und Inkontinenz die Häufigkeit und Schwere ihrer Symptome durch einen moderaten Gewichtsverlust deutlich reduzieren konnten. Eine Studie fasst ihre Ergebnisse diesbezüglich sogar in Zahlen: 5 % Gewichtsverlust setzen die Forscher:innen gleich mit einem 8 % niedrigeren Risiko für Harninkontinenz.[3] Zudem haben ein moderater Gewichtsverlust und eine Ernährungsumstellung zusätzliche positive Effekte für das gesamte Wohlbefinden.
Eine bei starkem Übergewicht durchgeführte bariatrische Operation führt nicht nur zu einer vermehrten Gewichtsabnahme. Auch die Prävalenz von Harninkontinenz nimmt stärker ab, wenn diese durch das höhere Gewicht bedingt ist. Dies ergab eine Studie von 2015 aus San Francisco.[4]
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Medikamente
Für die unterschiedlichen Arten der Harninkontinenz gibt es mittlerweile vielfach bewährte Medikamente und Wirkstoffe. Fast alle von ihnen können natürlich Nebenwirkungen haben. Deswegen kommen Medikamente bei der Behandlung von Inkontinenz erst dann zum Einsatz, wenn andere Maßnahmen wie Beckenbodentraining oder Verhaltensänderungen nicht ausreichen. Wichtig ist, dass Betroffene die Medikamente langsam einschleichen und mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin in engem Kontakt bleiben, um die Therapie gut einzustellen und falls nötig anzupassen.
Operationen bei einer Inkontinenz
Operationsverfahren zur Verbesserung der Symptome einer Inkontinenz sind heute ausgereift und können oft minimalinvasiv ausgeführt werden. Sie kommen aber erst dann zum Einsatz, wenn alle vorigen Möglichkeiten zu keiner ausreichenden Besserung geführt haben. Ob eine Operation für dich in Frage kommt und wie diese ablaufen könnte, klärst du am besten persönlich. Fest steht auf jeden Fall: Inkontinenz ist heilbar und niemand muss sich heute noch wegen einer schwachen Blase verstecken oder leiden.